Angriffe gegen den Hals

Unter dem Begriff „Angriff gegen den Hals“ werden im Wesentlichen ein Angriff mit den Händen (Würgen) oder mittels eines Strangwerkzeuges (Drosseln) verstanden. Seltener kommen andere Angriffsformen (z.B. „Schwitzkasten“) vor. Durch Gewalt gegen den Hals besteht die Gefahr der Beeinflussung oder Unterbindung der im Hals gelegenen Atemwege (v. a. Kehlkopf) und Blutgefäße (V. und A. carotis).

Nach einem Würgen finden sich meist diffuse Rötungen oder Schwellungen, breitere Kratzer oder Schürfungen der Halshaut und seltener rundliche Hämatome (Würgemale). Erfolgt der Angriff mit einem Strangwerkzeug können band- oder streifenförmige zirkuläre Rötungen oder Schürfungen der Halshaut resultieren (Strangmarke).

Bild: Kratzer- Hals

Kommt es zu einer Kompression der Halsgefäße mit Verschluss der Halsvenen bei unvollständigem Verschluss der Halsarterien, so können durch die resultierende Stauung petechiale (punktförmige) rötliche Gewebseinblutungen im Kopf-Hals-Bereich auftreten: V.a. in der Augenbindehaut der Augenlider, in der Haut der Augenlider und periorbital, in der Mundschleimhaut und seltener in der übrigen Gesichtshaut und hinter den Ohren.

Bild 1: Petechien Augenlider
Bild 2: Petechien - Augenbindehäute

Anamnese

Die Fragen sind immer offen zu stellen. Cave Suggestion!

  • Wie ist der Angriff erfolgt? Mit einer oder zwei Händen oder mit einem Strangwerkzeug (ggf. Art des Strangwerkzeuges)? Von Vorne oder von Hinten? Waren Hals und Nacken unbekleidet?
  • Subjektive Dauer der Gewalteinwirkung?
  • Subjektive Symptome während der Gewalteinwirkung? Als mögliche Indikatoren für einen Sauerstoffmangel gelten: Schwindel, Sehstörungen, Ohrgeräusche, Erinnerungsverlust, „Aura“. Kam es zu einer Bewusstlosigkeit? Bestanden ein unwillkürlicher Urin- oder Kotabgang oder Krämpfe?
  • Subjektive Symptome nach der Gewalteinwirkung? Schluckbeschwerden, Veränderungen der Stimme (z.B. Heiserkeit), muskuläre Hals- oder Nackenbeschwerden.

Untersuchung

Inspektion der Hals- und Nackenhaut: Finden sich Würge- oder Strangmarken?
Eine HNO-ärztliche Untersuchung muss bei Verdacht auf Einblutungen in die Halsweichteile oder Kehlkopfverletzungen durchgeführt werden.

Untersuchung der Augenbindehaut Unterlid Eine Untersuchung auf petechiale Stauungsblutungen muss in folgenden Regionen erfolgen: Augenbindehaut der Augenlider, Haut der Augenlider, periorbital, Mundschleimhaut, Gesichtshaut sowie hinter den Ohren. Eine zeitnahe Untersuchung auf das Vorhandensein petechialer Blutungen und die Dokumentation des erhobenen Befundes ist von größter Wichtigkeit für die spätere Beurteilung der Heftigkeit und der Dauer des Angriffs! Die Untersuchung sollte binnen der ersten 24 Stunden nach dem Vorfall erfolgen.

Bild 1: Hämatome Hals
Bild 2: Untersuchung der Augenbindehaut Unterlid
Bild 3: Untersuchung Mundschleimhaut Oberlippe
Bild 4: Untersuchung der Mundschleimhaut Unterlippe

Dokumentation

Die geschilderten subjektiven Angaben und die erhobenen objektiven Befunde der Gewalteinwirkung müssen schriftlich dokumentiert werden. Zudem sollte eine Fotodokumentation mit Maßstab erfolgen. Aussagekräftige Negativbefunde (z.B. unverletzte Halshaut, keine petechialen Blutungen) sollten ebenfalls schriftlich (ggf. auch fotografisch) dokumentiert werden.

Bild: Fotodokumentation mit Maßstab

Spurensicherung

Die nachfolgend beschriebenen Spurensicherungsmaßnahmen sollten ärztlicherseits nur dann erfolgen, wenn eine polizeiliche Spurensicherung nicht geplant oder absehbar ist.

Bei einem Würgevorgang kommt es zu einem engen, kräftigen Kontakt der Hand des Angreifers zu der Halshaut der angegriffenen Person. Wenn der Angriff erst kurze Zeit (wenige Stunden) zurück liegt und noch keine Reinigung erfolgt ist, sollte daher versucht werden DNA-fähiges Material mittels eines feuchten Tupferabriebs von der Halshaut zu sichern. Hierbei sind Handschuhe und Mundschutz zu tragen.

Bei einem Drosseln mittels eines Strangwerkzeugs sollten Faserspuren von der Halshaut gesichert werden: Hierfür können die in Frage kommenden Stellen mit durchsichtigem Klebestreifen abgeklebt werden und diese nach Entfernen von der Haut auf eine durchsichtige Plastiktüte geklebt und so verwahrt werden (Lokalisation der Proben dokumentieren).