Stumpfe Gewalt

Unter stumpfer Gewalteinwirkung werden Schläge mit der Hand (flache Hand, Faust) oder mit nicht schneidenden bzw. nicht scharfkantigen Gegenständen und Tritte zusammengefasst. Die Folgen stumpfer Gewalteinwirkung reichen von Hautrötungen und Schwellungen (oft als „Prellmarke“ bezeichnet) über Hämatome und Riss-Quetsch-Wunden bis hin zu Frakturen, einem Schädel-Hirn-Trauma und Organverletzungen.

Bild: Hämatom an der Hand

Bei Gewalteinwirkungen gegen das Gesicht ist an eine Beteiligung der Mundschleimhaut, der Zähne und des Kiefers zu denken.

Kommt es zu einer tangentialen Einwirkung, so können die Verletzungen an der Haut eine schürfungsartige Komponente aufweisen. Insbesondere bei Einwirkungen mit kantigen oder musterartig konfigurierten Gegenständen kann es zu einer „Abformung“ des Schlag- oder Trittwerkzeuges kommen (z.B. Schuhprofil). Diese werden als geformte Verletzungen bezeichnet.

Bild: geformte Verletzung

Sonderformen geformter Verletzungen sind Doppelstriemen. Hierbei handelt es sich um die Folgen kräftiger Einwirkungen mit einem stabartigen, seltener kantigen Gegenstand. Diese führen zu einer doppelt konturierten, streifigen Einblutung in das umgebende Gewebe mit zentraler Ablassungszone.

Meist imponieren auch Bissverletzungen als geformte Verletzungen mit einer kreisförmigen, perlschnurartigen Rötung, teils mit epidermalen Verletzungen, und einer zentralen Aufhellungszone. Auf Grund des Speichelkontakts ist an Abstriche für eventuelle Untersuchungen auf DNA zu denken.

Bild: Doppelstriemen

Unterscheidung stumpfer von scharfer Gewalt

Diese Unterscheidung bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten. Jedoch kann es bei oberflächlicher Inspektion im Einzelfall zu Problemen bei der Unterscheidung von länglichen Platzwunden zu Schnittverletzungen kommen. Eine Unterscheidung ist meist durch die Untersuchung des Wundgrundes gut möglich: Platzwunden („Riss-Quetschwunden“) weisen durch die unvollständige Gewebsdurchtrennung in der Tiefe der Wunde sog. Gewebsbrücken auf, während nach Schnittverletzungen auf Grund des Eindringens des scharfen Werkzeugs in das Gewebe eine gleichmäßige Wundtiefe resultiert. Zudem weisen Riss-Quetschwunden durch das Auftreffen eines breiteren Werkzeugs bzw. das Aufschlagen auf einen harten Untergrund am Wundrand häufig einen Schürfsaum auf und befinden sich meist über einem knöchernen Widerlager (Hirnschädel, Augenbrauenwulst etc.).

Bild links: frisches Hämatom am Ohr
Bild rechts: älteres Hämatom am Ohr